ESSAY
Professor, P.O.W.
(Kriegsgefangener)
So viel Angst hat die Regierung vor diesem
gelähmten, an den Rollstuhl gebundenen Akademiker, dass die Polizei
Maharashtras ihn für die Festnahme entführen musste.
ARUNDHATI
ROY
Der 9. Mai 2015 markiert ein Jahr seit dem Dr. G.N. Saibaba,
Dozent für Englisch am RamlalAnand College, Delhi Universität, von
unbekannten Männern auf seinem Heimweg von der Arbeit entführt
wurde. Als ihr Mann vermisst wurde und sein Handy nicht abnahm,
reichte Vasantha, Dr. Saibabas Frau, eine Vermisstenanzeige bei der
örtlichen Polizeistation. Daraufhin identifizierten sich die
unbekannten Männer als Polizei Maharashtras und bezeichneten die
Entführung als Festnahme.
Warum entführten sie ihn auf diese
Art, wenn sie ihn einfach formal festnehmen hätten können, diesen
Professor der an den Rollstuhl gebunden und seit er fünf Jahre alt
ist von der Hüfte abwärts gelähmt ist? Es gab zwei Gründe:
Erstens, weil sie von ihren vorherigen Besuchen bei seinem Haus
wussten, dass sie, wenn sie ihn von seinem Zuhause auf dem Delhi
Campus mitnahmen, mit einer Menge von wütenden Menschen –
Professoren, Aktivisten und Studenten, die Professor Saibaba nicht
nur weil er ein engagierter Lehrer war sondern auch für seine
furchtlose politischen Weltanschauung liebten und bewunderten –
fertig werden mussten. Zweitens, weil ihn zu entführen es aussehen
lassen würde, als ob sie, nur mit ihrem Verstand und Mut bewaffnet,
einen gefährlichen Terroristen aufgespürt und festgesetzt hatten.
Die Wahrheit ist nüchtern. Viele von uns wussten für eine lange
Zeit, dass Professor Saibaba vermutlich festgenommen würde.
Es war
für Monate Gegenstand offener Diskussionen. Nie in all diesen
Monaten, bis zum Tag seiner Festnahme, kam es ihm oder irgendjemand
anderem in den Sinn, dass sie etwas anderes als offen und ehrlich
aufzutauchen machen würden. Tatsächlich arbeitete er in diesem
Zeitraum zusätzliche Stunden und schloss seinen PhD über die
Politik der Disziplin des Indischen Englischen Schreibens ab. Warum
dachten wir, dass er festgenommen werden würde? Was war sein
Verbrechen?
Im September 2009 kündigte der
damalige Innenminister P. Chidambaram einen Operation Green Hunt
genannten Krieg an in dem was als Indiens Roter Korridor bekannt ist.
Er wurde als Aufräumoperation paramilitärischer Kräfte gegen
maoistische “Terroristen” in den Dschungeln Zentralindiens
beworben. In Wahrheit war es der offizielle Name für das, was bis
dorthin ein Kampf der verbrannten Erde war, der von
staatsunterstützten Bürgerwehr-Milizen (die SalwaJudum in Bastar
und unbenannte Milizen in anderen Staaten) geführt wurde. Das Mandat
war, den Wald von seinen lästigen Bewohnern zu bereinigen, damit
Minen- und Infrastruktur bauende Unternehmen mit ihren
steckengebliebenen Projekten voranschreiten konnten. Der Fakt, dass
Adivasiheimat an private Unternehmen zu überschreiben illegal und
verfassungswidrig ist kümmerte die damalige UPA-Regierung [United
Progressive Alliance – Vereinigte Fortschrittliche Allianz, ein
großes Parteienbündnis, das von 2004 und 2014 in Indien regierte]
nicht. (Das neue Landaquisitionsgesetzt der aktuellen Regierung
schlägt vor diese Gesetzlosigkeit zum Gesetz zu erhöhen.) Tausende
von paramilitärischen Truppen begleitet von Bürgerwehr-Milizen
drangen in die Wälder ein, brannten Dörfer nieder, ermordeten
Dorfbewohner und vergewaltigten Frauen. Zehntausende von Adivasi
waren gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen und sich für Monate
im Dschungel unter offenem Himmel zu verstecken. Der Gegenschlag
gegen diese Brutalität war, dass hunderte der lokalen Menschen sich
der von der KPI(Maoistisch) erhobenen Volksbefreiungsguerillaarmee
[People’s Liberation Guerrilla Army – PLGA] anschlossen, die der
ehemalige Premierminister Manmohan Singh bekannterweise als Indiens
“größte Bedrohung der inneren Sicherheit” beschrieb. Bis jetzt
verbleibt die ganze Region erschüttert von dem, was nur Bürgerkrieg
genannt werden kann.
Wie es bei jedem langwierigen Krieg der
Fall ist, wurde die Situation alles andere als einfach. Während
einige im Widerstand weiterhin den guten Kampf kämpfen, wurden
andere Opportunisten, Erpresser und gewöhnliche Kriminelle. Es ist
nicht immer einfach, eine Gruppe von der anderen zu unterscheiden,
und das macht es einfach sie alle über denselben Kamm zu scheren.
Entsetzliche Grausamkeiten wurden verübt. Eine Art von Grausamkeiten
wird Terrorismus und der andere Entwicklung genannt.
2010 und 2011, als die Operation Green
Hunt am brutalsten war, gewann eine Kampagne gegen sie an Fahrt.
Öffentliche Treffen und Demonstrationen fanden in verschiedenen
Städten statt. Als sich herumsprach, was im Wald passiert, wurden
die internationalen Medien aufmerksam. Einer der Hauptmobiliserer
dieser Öffentlichkeit und vollkommen un-geheimen Kampagne gegen die
Operation Green Hunt war Dr. Saibaba. Die Kampagne war, zumindest
zeitweise, erfolgreich. Die Regierung wurde dazu beschämt, zu
behaupten, dass es so etwas wie die Operation Green Hunt nicht gäbe,
dass es nur eine Medienerfindung war. (Natürlich geht der Übergriff
auf die Adivasiheimat weiter, größtenteils nicht berichtet, weil es
jetzt eine Operation ohne Namen ist. Diese Woche, am 5. Mai 2015,
kündigte Chhavindra Karma, der Sohn des SalwaJudum Gründers
Mahendra Karma, der in einem maoistischen Hinterhalt getötet wurde,
die Einführung von SalwaJudum-II an. Das trotz des Richterspruchs
des obersten Gerichtshofes, der SalwaJudum-I für illegal und
verfassungswidrig erklärt und seine Auflösung befiehlt.)
In der Operation Ohne Namen, wird jeder
der die Implementierung der Staatspolitik kritisiert oder erschwert,
Maoist genannt. Tausende von Dalit und Adivasi, so etikettiert,
sitzen im Knast, absurderweise beschuldigt mit Verbrechen wie Aufruhr
und einen Krieg gegen den Staat zu führen unter dem Gesetz zur
Vorbeugung ungesetzlicher Aktivitäten [Unlawful Activities
Prevention Act – UAPA] – einem Gesetz, welches jeden
intelligenten Menschen dazu bringen würde in Lachen auszubrechen,
wenn der Nutzen, für den es eingesetzt wird nicht so tragisch wäre.
Während Dorfbewohner für Jahre im Knast versauern, ohne juristische
Unterstützung und keiner Hoffnung auf Gerechtigkeit, oft nicht
einmal klar darüber, welchem Verbrechen sie beschuldigt werden, hat
der Staat seine Aufmerksamkeit auf das gerichtet, was er “OGWs” -
Übergrundarbeiter – nennt, in den Städten.
Entschlossen, keine Wiederholung
der Situation, in der sie sich zuvor selbst gefunden hatte,
zuzulassen, formulierte das Unionsministerium für innere
Angelegenheiten ihre Absichten in seiner 2013 eidesstattlichen
Erklärung im Obersten Gerichtshof aus. Es sagte: “Die Ideologen
und Unterstützer der KPI(Maoistisch) in den Städten haben eine
konzertierte und systematische Propaganda gegen den Staat
unternommen, um ihn in einem schlechten Licht darzustellen...es sind
diese Ideologen die die maoistische Bewegung am Leben erhalten haben
und sind in vielen Arten gefährlicher als die Kader der
Volksbefreiungsguerillaarmee.
Auftritt Dr. Saibaba.
Wir wussten, dass er ein auf ihrer
Liste stand, als mehrere offensichtlich gestreute, übertriebene
Geschichten über ihn in den Zeitungen auftauchten. (Wenn sie keine
echten Beweise haben, ist ihre nächstbeste Option – ausprobiert
und geprüft – ein Klima der Verdächtigungen um ihr Lager zu
erzeugen.)
Am 12. September 2013 wurde sein
Zuhause von 50 mit einem Durchsuchungsbefehl für gestohlenes
Eigentum eines Magistrats in Aheri, einer kleinen Stadt in
Maharashtra, bewaffneten Polizisten durchsucht. Sie fanden kein
gestohlenes Eigentum. Stattdessen nahmen (stahlen?) sie sein
Eigentum. Seinen privaten Laptop, Festplatten und USB-Sticks. Zwei
Wochen später rief SuhasBawache, der ermittelnde Beamte Dr. Saibaba
an und fragte ihn nach den Passwörtern für Zugriff auf die
Festplatten. Er gab sie ihnen. Am 9. Januar 2014 verhörte ihn ein
Team von Polizisten für mehrere Stunden in seinem Zuhause. Und am 9.
Mai entführten sie ihn. In derselben Nacht flogen sie ihn nach
Nagpur und fuhren ihn von dort nach Aheru und dann zurück nach
Nagpur mit hunderten von Polizisten, die den Konvoy von Jeeps und
Minensicheren Fahrzeugen eskortierten. Er wurde im Zentralgefängnis
von Nagpur, in seiner berüchtigten “Anda Zelle” festgesetzt,
seinen Namen den dreihunderttausend Menschen in Untersuchungshaft
hinzufügend, die die Gefängnisse unseres Landes füllen. In den
Mitten all dieses großen Theaters wurde sein Rollstuhl beschädigt.
Dr. Saibaba ist wie bekannt zu “90 Prozent behindert”. Um einer
weiteren Verschlechterung seines physischen Zustands vorzubeugen
benötigt er konstante Pflege, Physiotherapie und Medikamente. Trotz
dessen wurde er in eine kahle Zelle geworfen (in der er weiterhin
ist), mit niemandem der ihn unterstützt, noch nicht einmal beim
Benutzen des Bades. Er musste auf allen Vieren herumkriechen. Nichts
von dem würde unter die Definition von Folter fallen. Natürlich
nicht. Der große Vorteil den der Staat über diesen besonderen
Gefangenen hat ist dass er nicht gleich anderen Gefangenen ist. Er
kann brutal gefoltert, vielleicht sogar getötet werden, ohne dass
irgendjemand auch nur einen Finger an ihn rühren muss.
Am nächsten Morgen hatten Zeitungen in
Nagpur auf der Titelseite Bilder des schwerbewaffneten Teams der
Polizei Maharashtras, stolz posierend mit ihrer Trophäe – dem
gefürchteten Terroristen, Professor POW, in seinem beschädigten
Rollstuhl.
Seitdem wurde er unter UAPA, Abschnitte
13 (Teilnahme / Förderung / Aufhetzung / Initiierung eines
Ausschusses ungesetzlicher Aktivität), 18 (Planung/Versuch eine
terroristische Handlung zu begehen), 20(Mitglied einer
terroristischen Bande oder Organisation zu sein), 38 (Verbinden mit
einer terroristischen Organisation mit dem Zweck ihre Aktivitäten zu
fördern) und 39 (Unterstützung einladen und Treffen abhalten mit
dem Zweck, Unterstützung für eine terroristische Organisation zu
bestärken) angeklagt. Er wurde beschuldigt einen Computerchip an Hem
Mishtra, einem JNU Studenten, gegeben zu haben, um ihn an Genosse
Narmada der KPI (Maoistisch) zu liefern. Hem Mishra wurde im August
2013 am Ballarshah Bahnhof festgenommen und ist wie Dr. Saiaba im
Knast in Nagpur. Die drei anderen, die mit ihnen in dieser
“Verschwörung” beschuldigt werden, sind auf Bewährung draußen.
Eine andere der ernsten Beschuldigungen
die in der Klageschrift gelistet ist, ist dass Dr. Saibaba der
gemeinsame Sekretär der Revolutionären Demokratischen Front (RDF)
ist, einer Organisation, die in Odisha und Andra Pradesh verboten
ist, wo sie verdächtigt wird, eine Maoistische “Front-”Organisation
zu sein. Sie ist in Delhi nicht verboten. Oder in Mahrashtra. Der
Präsident der RDF ist der bekannte Poet Varavara Rao der in
Hyderabad lebt.
Dr. Saibabas Verhandlung hat nicht
begonnen. Wenn sie es tut, ist es möglich, dass sie Monate, wenn
nicht Jahre dauert. Die Frage ist, kann eine Person mit 90prozentiger
Behinderung in diesen entsetzlichen Gefängnisbedingungen so lange
überleben?
In dem Jahr, das er im Gefängnis war,
hat sich sein physischer Zustand alarmierend verschlechtert. Er hat
konstante, quälende Schmerzen. (Die Gefängnisbehörden haben dies
hilfreicherweise als „ziemlich normal“ für Poliopatienten
beschrieben.) Seine Wirbelsäule ist degeneriert. Sie ist eingeknickt
und drückt gegen seine Lungen. Sein linker Arm hat aufgehört zu
funktionieren. Der Kardiologe im örtlichen Krankenhaus, wohin die
Gefängnisbehörden ihn für einen Test brachten, hat darum gebeten,
dringend eine Angioplastik durchzuführen. Wenn er sich einer
Angioplastik unterzieht, seinen Zustand und die Bedingungen im Knast
genommen, ist die Prognose düster. Wenn er das nicht tut, und
inhaftiert bleibt, ist sie auch düster. Wieder und wieder haben die
Gefängnisbehörden ihm Medikamente verweigert, die nicht nur für
sein Wohlbefinden notwendig ist, sondern für sein überleben. Wenn
die die Medikamente erlauben, dann verbieten sie die spezielle
Ernährung, die mit ihr zusammen benötigt wird.
Abgesehen von dem Fakt, dass Indien
Mitglied internationaler Vereinbarungen zu Behindertenrechten ist,
und das indische Gesetz die Inhaftierung von einer Person die
behindert ist für Untersuchungshaft einer längeren Zeit explizit
verbietet, wurde Dr. Saibaba vom Strafgericht zwei mal Kaution
verweigert. Im zweiten Fall wurde Kaution verweigert basierend
darauf, dass die Gefängnisbehörden dem Gericht demonstrierten, dass
sie ihm die spezifische, besondere Pflege geben, die eine Person in
seinem Zustand benötigt. (Sie erlaubten seiner Familie, seinen
Rollstuhl zu ersetzen.) Dr. Saibaba schrieb in einem Brief aus dem
Knast, dass an dem Tag, an dem das Urteil, das ihm Kaution
verweigerte, kam, ihm die besondere Pflege entzogen wurde. Zur
Verzweiflung getrieben beging er einen Hungerstreik. Innerhalb
weniger Tage wurde er bewusstlos zum Krankenhaus gebracht.
Zum
Zwecke der Argumentation, überlassen wir die Entscheidung, ob Dr.
Saibaba schuldig oder unschuldig bezüglich der gegen ihn erhobenen
Anklagen ist den Gerichten. Und richten wir, nur für einen Moment,
unsere Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Frage der Kaution, weil
das für ihn sehr konkret eine Frage über Leben und Tod ist.
Egal was die Anklagen gegen ihn sind,
sollte Professor Saibaba Kaution bekommen? Hier ist eine Liste ein
paar bekannter öffentlichen Personen und Staatsdienern, die Kaution
bekommen haben.
Am 23. April 2015 wurde der für seine
Rolle bei dem NarodaPatiya Massaker 2002, bei welchem am helllichten
Tag 97 Menschen ermorden wurden, schuldig gesprochene und zu
lebenslanger Haft verurteilte BabuBajarangi vom Gujarat Hochgericht
für eine “dringende Augenoperation” auf Kaution freigelassen.
Das ist BabuBajarngi in seinen eigenen Worten über das Verbrechen
welches er begangen hat sprechend: “Wir haben keinen einzigen
muslimischen Laden ausgelassen, wir haben alles in Brand gesteckt,
wir haben sie angezündet und getötet – zerhackt, verbrannt,
angezündet… Wir glauben daran sie in Brand zu stecken, weil diese
Bastarde nicht eingeäschert werden wollen. Sie haben Angst
davor”—“Nachdem ich sie getötet hatte fühlte ich mich wie
MaharanaPratap [Herrscher eines Fürstenstaates im heutigen
Rajasthan, der in zwei Schlachten einem übermächtigen Heer
gegenüberstand und es bei der zweiten besiegte]” in Tehelka, 1.
September 2007
Augenoperation, hm? Gut, vielleicht
ist es auf dem zweiten Blick wirklich dringend, dass er die
mörderischen Linsen, durch die er die Welt sieht, mit etwas weniger
dummen und weniger gefährlichem ersetzt.
Am 30. Juli 2014 wurde Maya Kodnani,
ein ehemaliger Minister der Modiregierung in Gujarat, schuldig
gesprochen und eine 28-jährige Haftstrafe absitzend dafür, der
“Kopf” desselben NarodaPatiya Massakers zu sein, Kaution vom
Gujarat Hochgericht gewährt. Kodnani ist ein Arzt und sagt er leidet
von Darmtuberkulose, einem Herzproblem, klinischer Depression und
einem Wirbelsäulenproblem. Ihr Urteil wurde aufgehoben.
Amit
Shah, auch ein ehemaliger Minister der Modiregierung in Gujarat,
wurde im Juli 2010 verhaftet, beschuldigt mit der Befehligung einer
außergerichtlichen Tötung von drei Menschen—Sohrabuddin Sheikh,
seiner Frau Kausar Bi und TulsiramPrajapati. Die CBI [Central Bureau
of Investigation] publizierte Telefonaufzeichnungen, die zeigten,
dass Shah durchgehend in Kontakt mit den Polizeibeamten stand, die
die Opfer in illegaler Haft hielten, bevor sie ermordet wurden, und
dass die Anzahl von Telefonanrufen zwischen ihm und diesen
Polizeibeamten an diesen Tagen stark ausschlugen. Amit Shah wurde
drei Monate nach seiner Festnahme auf Kaution freigelassen.
(Darauffolgend, nach einer Serie verstörender und mysteriöser
Ereignisse, wurde er vollständig freigelassen.) Er ist momentan der
Präsident der BJP und die rechte Hand des Premierministers Narendra
Modi.
Am 22. Mai 1987 wurden 42 muslimische
Männer, die in einem Truck der Provincial Armed Constabulary (PAC –
Spezialeinheiten der Polizei im Bundesstaat Uttar Pradesh)
aufgereiht, kaltblütig in den Randlagen von Hashimpura erschossen
und ihre Leichen in einen Kanal geworfen. Neunzehn Mitglieder der PAC
wurden in dem Fall beschuldigt. Allen von ihnen wurde erlaubt ihren
Dienst weiterzuführen, ihre Promotionen und Boni wie alle anderen zu
erhalten. Dreizehn Jahre später, im Jahr 2000, ergaben sich 16 von
ihnen (drei waren gestorben). Sie wurden sofort auf Kaution
entlassen. Vor ein paar Wochen, im März 2015 wurden alle 16 aus
Mangel an Beweisen entlassen.
Hany Babu, ein Lehrer der Delhi
Universität und Mitglied des Komitees für Verteidigung und
Freilassung Saibabas, war kürzlich in der Lage Dr. Saibaba für ein
paar Minuten im Krankenhaus zu treffen. Bei einer Pressekonferenz am
23. April 2015, welche mehr oder weniger nicht berichtet wurde,
beschrieb Hany Babu die Umstände des Treffens: Dr. Saibaba, an einer
Infusion, saß aufrecht im Bett und sprach mit ihm. Eine
Sicherheitswache stand neben ihm mit einer AK-47 auf seinen Kopf
gerichtet. Es war seine Pflicht, sicherzustellen, dass der Gefangene
nicht auf seinen gelähmten Beinen davonrannte.
Wird Dr. Saibaba lebend aus dem Nagpur
Zentralgefängnis kommen? Wollen sie ihn lebend rauskommen lassen? Es
gibt viel Anlass zu denken, dass sie es nicht wollen.
Das ist was womit wir uns abfinden,
wofür wir stimmen, womit wir einverstanden sind.
Das sind wir.
http://www.demvolkedienen.org/index.php/asien/761-professor-p-o-w-arundhati-roy
ESSAY
Professor, P.O.W. (Kriegsgefangener)
So viel Angst hat die Regierung vor diesem gelähmten, an den Rollstuhl gebundenen Akademiker, dass die Polizei Maharashtras ihn für die Festnahme entführen musste.
ARUNDHATI ROY
Der 9. Mai 2015 markiert ein Jahr seit dem Dr. G.N. Saibaba, Dozent für Englisch am RamlalAnand College, Delhi Universität, von unbekannten Männern auf seinem Heimweg von der Arbeit entführt wurde. Als ihr Mann vermisst wurde und sein Handy nicht abnahm, reichte Vasantha, Dr. Saibabas Frau, eine Vermisstenanzeige bei der örtlichen Polizeistation. Daraufhin identifizierten sich die unbekannten Männer als Polizei Maharashtras und bezeichneten die Entführung als Festnahme.
Entschlossen, keine Wiederholung der Situation, in der sie sich zuvor selbst gefunden hatte, zuzulassen, formulierte das Unionsministerium für innere Angelegenheiten ihre Absichten in seiner 2013 eidesstattlichen Erklärung im Obersten Gerichtshof aus. Es sagte: “Die Ideologen und Unterstützer der KPI(Maoistisch) in den Städten haben eine konzertierte und systematische Propaganda gegen den Staat unternommen, um ihn in einem schlechten Licht darzustellen...es sind diese Ideologen die die maoistische Bewegung am Leben erhalten haben und sind in vielen Arten gefährlicher als die Kader der Volksbefreiungsguerillaarmee.
Zum Zwecke der Argumentation, überlassen wir die Entscheidung, ob Dr. Saibaba schuldig oder unschuldig bezüglich der gegen ihn erhobenen Anklagen ist den Gerichten. Und richten wir, nur für einen Moment, unsere Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Frage der Kaution, weil das für ihn sehr konkret eine Frage über Leben und Tod ist.
Augenoperation, hm? Gut, vielleicht ist es auf dem zweiten Blick wirklich dringend, dass er die mörderischen Linsen, durch die er die Welt sieht, mit etwas weniger dummen und weniger gefährlichem ersetzt.
Amit Shah, auch ein ehemaliger Minister der Modiregierung in Gujarat, wurde im Juli 2010 verhaftet, beschuldigt mit der Befehligung einer außergerichtlichen Tötung von drei Menschen—Sohrabuddin Sheikh, seiner Frau Kausar Bi und TulsiramPrajapati. Die CBI [Central Bureau of Investigation] publizierte Telefonaufzeichnungen, die zeigten, dass Shah durchgehend in Kontakt mit den Polizeibeamten stand, die die Opfer in illegaler Haft hielten, bevor sie ermordet wurden, und dass die Anzahl von Telefonanrufen zwischen ihm und diesen Polizeibeamten an diesen Tagen stark ausschlugen. Amit Shah wurde drei Monate nach seiner Festnahme auf Kaution freigelassen. (Darauffolgend, nach einer Serie verstörender und mysteriöser Ereignisse, wurde er vollständig freigelassen.) Er ist momentan der Präsident der BJP und die rechte Hand des Premierministers Narendra Modi.
Hany Babu, ein Lehrer der Delhi Universität und Mitglied des Komitees für Verteidigung und Freilassung Saibabas, war kürzlich in der Lage Dr. Saibaba für ein paar Minuten im Krankenhaus zu treffen. Bei einer Pressekonferenz am 23. April 2015, welche mehr oder weniger nicht berichtet wurde, beschrieb Hany Babu die Umstände des Treffens: Dr. Saibaba, an einer Infusion, saß aufrecht im Bett und sprach mit ihm. Eine Sicherheitswache stand neben ihm mit einer AK-47 auf seinen Kopf gerichtet. Es war seine Pflicht, sicherzustellen, dass der Gefangene nicht auf seinen gelähmten Beinen davonrannte.
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