Der
Anstieg der Migrationswelle aus Syrien, Irak, Afghanistan und anderen
Ländern des mittleren Ostens hat eine Verschärfung der Widersprüche
innerhalb der EU gebracht. Es geht nicht, wie von den bürgerlichen
Medien verbreitet, um die Gefahr einer „humanitären Krise“, die die
europäischen Länder bewältigen müssen, ebensowenig wie um die konkrete
Anzahl von Flüchtlingen, die jedes Land übernehmen kann.
Die
sogenannte „Bewältigung der Flüchtlingskrise“ hat hauptsächlich damit
zu tun, welche Interessen die verschiedenen imperialistischen Länder im
Aggressionskrieg in Syrien haben. Einerseits gibt es innerhalb der
EU-Imperialisten mehrere Widersprüche und Antagonismen, andererseits
gibt es auch die Widersprüche die das Imperialistenbündnis EU zu den USA
und Russland hat. Der Beschluss, die Grenzen zu schließen und
besser zu kontrollieren und den Migrationsfluss in die westlichen
EU-Länder durch die Balkanroute substanziell zu reduzieren, durch die
Westbalkan-Konferenz am 23.2 in Wien, die auf Initiative der ÖVP
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und des ÖVP Außenministers
Sebastian Kurz aufgerufen wurde, ist Ausdruck dieser Widersprüche. Bei
dieser Konferenz waren außer Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien,
Mazedonien, Bulgarien, Albanien, auch der Kosovo, Montenegro und Bosnien
beteiligt waren. Griechenland wurde ausgeschlossen und gleichzeitig ins
Visier genommen: Mikl-Leitner stellte fest „eine Koalition der
Balkanländer ist notwendig, um Druck auf Griechenland anzusetzen, damit
der Schutz der europäischen Grenzen endlich durchgesetzt wird“, während der österreichische Außenminister wie folgend den Ausschluss Griechenlands erklärt: „Die
griechische Seite habe bisher keine Bereitschaft gezeigt den
Flüchtlingsstrom zu reduzieren, sondern nur ein Interesse, dass die
Flüchtlinge möglichst schnell weiter transportiert werden“.
Griechenland
hat mit der Zurückziehung der griechischen Botschafterin aus Österreich
geantwortet und andere Länder in der EU, wie Deutschland, kritisierten
diese Aktion Österreichs als Provokation gegenüber der „gemeinsamen
EU-Flüchtlingspolitik“. Der österreichische Imperialismus versuchte mit
dieser Aktion, seine Rolle innerhalb der EU zu stärken und vor allem als
kleines imperialistisches Land seinen Einfluss auf seine Kolonien auf
dem Balkan – hauptsächlich Kroatien und Bosnien – zu festigen. Die
EU-Imperialisten, wie hier Österreich oder Deutschland, als auch ihre
Kompradoren in den Balkanstaaten interessieren sich allerdings Null für
die Rechte der Flüchtlinge und die Bedingungen die sie für sie schaffen,
genausowenig wie sie sich für ihre „eigenen“ Völker interessieren. Ihr
einziges Interesse liegt in der Stärkung und Ausdehnung des eigenen
Einflussgebietes und ihres Machterhaltes, das bedeutet ihr Interesse
liegt darin bessere Ausbeutungs- und Unterdrückungsbedingungen zu
schaffen.
Obwohl die
deutsche Regierung angeblich mit der Initiative Österreichs nicht
einverstanden war, hat sie im Parlament das „Asylpaket II“ abgestimmt,
was Maßnahmen für die Einschränkung der Bedingungen für Asylwerber und
die Erleichterung der Abschiebungen einführt. Aber auch die griechische
Regierung, die nun als Opfer dargestellt wird, da sie mit einem
steigenden Migrantenstrom konfrontiert ist, trägt ebenfalls eine große
Verantwortung für den Massenmord und das Massenelend der Flüchtlinge in
Europa. Die griechische Regierung setzt die Interessen der großen
Imperialisten regional durch, weil sie mit den US-Militärbasen in
Griechenland den imperialistischen Krieg in Syrien direkt unterstützt,
weil sie sich für jede „Erleichterung“ an die Imperialisten anbietet
(z.B. den NATO Einsatz im Mittelmeer unter deutschen Führung) und weil
sie die reaktionäre Flüchtlingspolitik der EU eins zu eins
implementiert, mit der Verfrachtung der Migranten in Migrantenlagern,
mit der Schließung der Grenze in Evros (was zu hunderten Toten im
Ägäischen Meer führt), usw.
Das
Flüchtlingsproblem und die Verhandlungen rund um seine „Lösung“ ist nur
ein Anlass, der die Widersprüche innerhalb der EU sowie zwischen EU und
den anderen großen Imperialisten verschärft. Wie für die Migranten als
auch für die Völker Europas bedeutet die imperialistische „Lösung“ des
Flüchtlingsproblems verschärfte Angriffe gegen noch verbliebene
demokratische Rechte, Ausdehnung der imperialistische Aggression,
Erweiterung des imperialistischen Krieges, der auf Grund der
Widersprüche zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen den
Imperialisten führen wird. Die Völker Europas haben kein Interesse
daran, ihren Regierungen und der EU bei der „Bewältigung der
Flüchtlingskrise“ zu helfen, da es im Imperialismus eine Lösung dieses
Konflikts nicht gibt und nicht geben kann. Das Wesen des Imperialismus
selbst ist der ursächliche Grund für Elend, Mord und Flucht von
Millionen von Menschen. Die Arbeiterklasse und unterdrückten Völker
dieser Welt müssen den antiimperialistischen Kampf entfalten und
zusammen mit den Migranten das faulende imperialistische System
zerschlagen. Das ist die einzige realistische Antwort zum
Flüchtlingsdrama.
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