Tuesday, March 31, 2015

Transkript: Revolutionäre Frauen auf maoistischen Pfaden - Indien solidaritat



Im folgenden Dokumentieren wir ein Transrikpt des Artikels “Revolutionäre Frauen auf maoistischen Pfaden” der in der 80. Ausgabe der Zeitung “Aubau” im März/April 2015 erschienen ist.
Revolutionäre Frauen auf maoistischen Pfaden
INDIEN Die maoistische Bewegung in Indien zählt immer mehr Frauen in ihren Reihen. Auch in führenden Positionen. Es ist klar warum: sie gehören zu jenen, die nichts als Ketten zu verlieren und eine neue Welt zu gewinnen haben.
(agkkzh) Letzten September vor 10 Jahren fanden die zwei grössten maoistischen Organisationen in Indien zusammen, um die Kommunistische Partei Indien (Maoistisch) zu gründen. Nach einer langen Phase von Reflexion und dem Kampf um Einheit in grundlegenden Fragen zu Ideologie, Politik und revolutionärer Strategie, wurde durch die Fusion ein grosser Sprung vorwärts ermöglicht. Die CPI(Maoist) nahm damit eine führende Rolle in der weltweiten revolutionären Bewegung ein und tut es bis heute.
In einem einwöchigen Programm hat die Partei das 10-jährige Jubiläum dieses Zusammenschlusses der ehemaligen Organisationen People’s War und Maoist Communist Centre gefeiert und ihrer gefallenen GenossInnen gedacht. Das Zentralkomitee der CPI(Maoist) hat dafür in einem 16-seitigem Dokument1 die Geschichte der Kommunistischen Bewegung seit ihrer Entstehung dokumentiert um sie in den Parteiorganisationen zu diskutieren. Darin werden Errungenschaften und Herausforderungen beleuchtet.

10 Jahre vereinigte CPI(Maoist)
Das Dokument propagiert als wichtige politische Aufgabe den Kampf gegen die Regierung Modi, die eine faschistische Hindu-Theorie verbreitet, in welcher religiöse Diversität und selbst die formale föderalistische Struktur angegriffen werden.
Zu den Erfolgen beschreibt die Schrift die Formation der Revolutionären Volkskomitees (RPC) im Gebiet Dandakaranya in Chhattisgarh und Jharkhand im Nordosten des Landes, wo die Bewegung besonders stark ist. Die 9-11 Mitglieder der RPC’s werden von den DorfbewohnerInnen gewählt und können jederzeit wieder abgewählt werden. Gesundheit und Hygiene, Trinkwasser, Infrastruktur und Schulen werden in Zusammenarbeit mit der Dorfbevölkerung organisiert.
Bei Feierlichkeiten haben die gefallenen oder inhaftierte GenossInnen immer einen zentralen Platz. Die MaoistInnen haben in den letzten zehn Jahren annähernd 2500 KämpferInnen verloren, seit Beginn der Naxalbari-Bewegung 1967 sind es rund 12’000 GenossInnen, die ihr Leben im Kampf gegen die halbfeudale und imperialistische Barbarei hergegeben haben.
Kommandantinnen spielen eine grosse Rolle bei Gefechten
Im Jahre 2014 haben sich die revolutionären Klassenkämpfe in wachsenden Gebiete Indiens intensiviert. Sowohl massenhafte Widerstand wie auch der bewaffnete Kampf haben sich ausgedehnt. In den Medien wird oft auf die staatliche Repression fokussiert, auf Massenverhaftungen, auf Polizeiübergriffe und-morde, aber auch vermehrt auf die Gewalt gegen Frauen.
In verschieden Artikeln in indischen Zeitungen wird nun als aktueller Trend von einer stetig wachsenden Rolle von Frauen in der Führung der maoistischen Partei wie auch in den bewaffneten Einheiten gesprochen. Tatsächlich haben Frauen in den maoistischen Organisationen eine bedeutende Rolle gespielt. In einem Artikel im Indian Express am 17.3.14 wird beschrieben, dass weibliche Kommandantinnen beinahe die Hälfte der bewaffneten Kader der MaoistInnen ausmachen und eine größere Rolle bei Gefechten einnehmen. Ein Beispiel ist der Überfall eines Kommandos in Sukma in Chhattisgarh am 11. März 2014. Dabei wurden elf Sicherheitskräfte der CRPF (Central Reserve Police Force) sowie vier Polizeikräfte getötet. Die CRPF erklärte, dass die Aktion in drei Gruppen durchgeführt wurde, von welchen die eine hauptsächlich aus Frauen zusammengesetzt gewesen sei und von einer Kommandantin angeführt wurde.
Auch Geheimdienstinformationen zufolge werden Kolonnen der People’s Liberation Guerilla Army (PLGA) wie auch viele regionale und Divisionskomitees der CPI(Maoist) von Frauen angeführt. Es sei zwar schwierig Zahlen zu bekommen, da die Guerilla ihre Gefallenen mitnehme. Allerdings könne von den Posters, die jeweils zu Ehren der gefallenen Kämpferinnen aufgehängt werden, Schätzungen gemacht werden. Ein Poster beispielsweise in Gadchiroli Distrikt in Maharashta zeigt 17 Kommandantinnen, die letztes Jahr bei Gefechten gefallen sind.
<<The Asian Age>> vom 14.10.14 bahauptet in typisch bürgerlicher Denkweise, dass die Führung der CPI(Maoist) eine radikale Strukturveränderung im <<outfit>> durchführe. Mit strategischer Ausrichtung würden mehr und mehr Kaderfrauen in ihren Reihen eingesetzt und diesen eine schnelle Laufbahn in der <<Rebellenhierarchie>> garantiert. Ein Polizeioffizier gab gestützt auf Geheimdienstinformationen zu Protokoll, dass die Partei bemüht sei, die Organisationsstruktur von einer männerdominierten zu einer frauenzentrierten hin zu transformieren. 2008 habe die maoistische Führung gerade 25% Frauen betragen. Die Repräsentation der Frauen in führenden Funktionen habe sich nun in Sprüngen auf 60% erhöht. Aber auch generell, auf allen Ebenen, steige die Anzahl der Frauen in erstaunlicher Rasanz. Dies zeige klar, dass die CPI(Maoist) auf eine frauendominierte radikale Kraft in den kommenden Tagen zugehe. Sein Zitat: <<Früher war die Rolle einer <<Kaderfrau>> in ihren entsprechenden Einheiten darauf begrenzt, den männlichen Kollegen zu assistieren. Heute werden die weiblichen Kader in kämpfenden Funktionen eingesetzt. Der Angriff letztes Jahr auf den Konvoi in Jiram Ghati in Chhattisgerh’s Bastar Distrikt, in welchem 27 Kongressmitglieder ihr Leben verloren, ist dafür ein Zeugnis. Frauenkämpferinnen haben zahlen- und funktionsmäßig eine dominierende Rolle in diesem Gefecht gespielt.>>
Wir denken, dass Sprünge die der Feind und die bürgerlichen Medien konstatieren, Resultat einer ernsthaften Bemühung der CPI(Maoist) ist, in langandauernden Prozessen die patriarchalen Geschlechterverhältnisse zu bekämpfen. Die Erfolge sind Resultat von kontinuierlichen Auseinandersetzungen und der Entschlossenheit unserer indischen Genossinnen, sowohl ihre Emanzipation als Frau zu erstreiten, wie auch als angehörige der ausgebeuteten und unterdrückten Kasten und Klassen. Trotz schwieriger Quellenlage können wir dies aus Interviews mit GenossInnen, JournalistInnen und Intellektuellen schließen.
Krantikari Adivasi Mahila Sangatha
Nicht zufällig existiert in Indien eine der größten revolutionären Frauenorganisationen der Welt. Die Revolutionäre Adivasi Frauenorganisation (KAMS) zählt 90’000 registrierte Mitglieder, Schätzungen gehen von bis zu 100’000 aus. Sie wurde 1986 von den MaoistInnen gegründet und ist illegalisiert.
Die KAMS kämpft gegen die Tradition von Zwangsheirat und Entführung. Gegen die Regel, dass menstruierende Frauen außerhalb vom Dorf in einer Hütte im Wald leben müssen. Gegen Bigamie und häusliche Gewalt, gegen das Verbot zu säen. In Dorfversammlungen wird versucht, die Männer vom Unsinn solcher Sitten zu überzeugen. Da dies nicht immer sofort möglich ist, übergibt die Partei den Frauen Gemeinschaftsland, welches den Janatana Sarkar gehört. Die Janatana Sarkar sind kollektive Formen politischer und ökonomischer Organisationen der Adivasi (Indiens UreinwohnerInnen) die sich unter der Führung der MaoistInnen organisiert haben. Auf diesem Gemeinschaftsland säen nun Frauen an, produzieren Gemüse und bauen Wasserdämme – ein halber Sieg. Die Tatsache, das die KAMS existiert, ha die traditionelle Haltung der Diskriminierung gegen Frauen radikal verändert.
Für viele junge Frauen ist der Entschluss, sich der CPI(Maoist) und insbesondere der PLGA anzuschließen, ein Weg, um einerseits der Erstickung in der eigenen Stammesgesellschaft zu entfliehen. Andererseits, um nicht mehr ohnmächtig mitansehen zu müssen, wie ihre Dörfer vom indischen Staat niedergebrannt und DorfbewohnerInnen gefoltert und ermordet werden. Dies geschieht häufig mittels Bürgerwehren wie Salwa Judum oder Katen- und Ethnie-Heeren (früher wurden beispielsweise die Naga’s dafür missbraucht, die dafür bekannt sind, gute Krieger zu sein).
Genossin Sushila, eine ältere Vorsitzende der KAMS, berichtet, wie vor allem KAMS-Mitglieder von Polizei und Salwa Judum bestialisch vergewaltigt, misshandelt und verhaftet werden. Mit der wachsenden Polizeirepression haben Frauen zu hunderten, manchmal tausenden, physische Wälle gegen die Polizei gebildet.
Weitere Losungen der KAMS sind: Das Land denen, die es bebauen; den Wald den Adivasi; die Staatsmacht den unterdrückten Menschen; Befreiung der Frau. Die Losungen richten sich insbesondere auch gegen die bevorstehenden Minenprojekte in den Dandakaranya-Wäldern. Bereits warten hunderte von Schürfungsverträgen ihrer Realisierung – die staatliche militärische <<Operation Green Hunt>> soll dafür die Gegend von den Menschen säubern.
Die Zahl der politischen Gefangenen in Indien ist unklar. Indiens Premierminister liess 2011 verlauten, es sei wichtig, 100’000 Adivasi aus dem Gefängnis zu entlassen, die dort ohne Prozess ihr Dasein fristen. Nicht etwa, weil die Ungerechtigkeit ihn stört, sondern um weitere Adivasi davon abzuhalten, sich den MaoistInnen anzuschließen.
Dies alles sind Gründe, weshalb heute immer mehr der CPI(Maoist)-Kader Frauen sind.

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