Der
8. Mai, der Tag des Sieges über den Nazi-Faschismus, wurde in
Österreich versucht zu einem Tag des faschistischen Gedenkens zu machen;
letztendlich konnte die antifaschistische Bewegung diesen Vorstoß
verhindern und ihn zu einem Sieg für die antifaschistische Bewegung
machen. Hier ein kurzer Bericht zu den österreichischen Ereignissen:
Nachdem
vor rund einer Woche in Wien/Ottakring am Brunnenmarkt eine Frau am Weg
zu ihrer Arbeit Opfer eines grausamen Mordes wurde, versuchten die
faschistischen „Identitären“ den Umstand, dass der Mörder nicht aus
Österreich stammte auszunutzen, und wollten den tragischen Mord für ihre
politischen Zwecke vereinnahmen. Dieses Vorhaben misslang gründlich,
denn antifaschistische/feministische Kräfte mobilisierten zur
Verhinderung der makaberen Instrumentalisierung.
Schon
von Beginn an war es den „Identitären“ klar, dass sie es nicht nur mit
starker, wenn auch kurzfristig erfolgter, Gegenmobilisierung zu tun
bekommen werden, sondern dass sie in dem von der Arbeiterbewegung und
MigrantInnen geprägten Ottakring kaum einen Fuß auf den Boden setzen
werden können. Deshalb zogen sie ihren ursprünglich angekündigten
Aufmarsch zurück und riefen ihre Anhänger stattdessen dazu auf „einzeln,
über den Tag verteilt“, also möglichst unauffällig, mit Blumen oder
Kerzen zum Platz des Mordes zu kommen. Die antifaschistischen Kräfte
ließen sich davon aber nicht beirren, hielten ihre Versammlung dennoch
ab und wehrten sich weiterhin dagegen, dass Faschisten auf dem Rücken
eines Mordopfers ihre Politik propagieren. Mehr als 250 kämpferische
AntifaschistInnen waren anwesend, als sich vom zentral gelegenen
Yppenplatz spontan ein Demozug formierte und den Brunnenmarkt hinabzog.
Bengalische Feuer wurden gezündet und lautstarke Parolen gegen
Faschismus, österreichischen Nationalismus, Rassismus und die EU
gerufen. Nach wenigen hundert Metern begannen einzelne Kräfte aus der
Demonstration heraus damit, Barrikadenelemente auf der Straße
aufzubauen.
Die
Polizeikräfte waren plan- und ratlos. Vollkommen chaotisch funkten sie
hin- und her, liefen dem Demonstrationszug nach, wussten aber
offensichtlich nichts mit den AntifaschistInnen oder mit sich selbst
anzufangen. Das änderte sich als die Demonstration nach einer kleineren
Route an ihren Ausgangspunkt zurückkehrte. Hier zog die Polizei die
Schlinge enger, es kam zu einzelnen Verhaftungen, das Kontingent an
Polizeikräften wurde massiv erhöht, die Spezialtruppe WEGA rückte an,
mindestens ein Hubschrauber kreiste über dem Platz, die Hundestaffel
wurde angekarrt und ein Räumungspanzer aufgefahren. Dennoch hatten diese
Maßnahmen wenig Sinn, denn ein gewisser Teil der
DemonstrationsteilnehmerInnen hatte sich schon ins Viertel
zurückgezogen. Die verbleibenden Kräfte wiederum konfrontierten die
Polizei nicht nur selbst mit ihrem entschlossenen Antifaschismus,
sondern erfuhren auch viel Solidarität von den AnwohnerInnen, die von
den Caféhäusern und ihren Wohnungsfenstern aus die Polizei mit
lautstarken Schimpftiraden und Sprechchören dazu aufforderten abzuhauen.
Die antifaschistischen AktivistInnen und insbesondere kämpferische
Frauen ließen sich auch nicht einschüchtern und begannen, während sie
von der Polizei bedrängt wurden, damit traditionsreiche Partisanenlieder
zu singen, was der Stimmung in den Reihen der Demonstrierenden erneut
Aufschwung gab. Viele BewohnerInnen und PassantInnen schlossen sich
während des Demonstrationszuges und auch danach dem Protest an,
insbesondere Jugendliche zeigten ihr Interesse und ihre Solidarität mit
den antifaschistischen Kräften und hatten keine Angst vor den
Polizeikräften.
Der
8. Mai 2016, der ursprünglich von Faschisten für ihre Zwecke genutzt
werden sollte, drehte sich somit ins Gegenteil: in einen Sieg der
antifaschistischen Bewegung, jedoch eine Niederlage der Staatsgewalt
(die schlicht überfordert und überrannt wirkte) und der Pläne der
Faschisten. Der 8. Mai 2016 ist deshalb besonders zu begrüßen, da mit
der Aktion nicht nur ein aktueller faschistischer Vorstoß verhindert
wurde, sondern der kämpferische und entschlossene Antifaschismus auch
der beste politische Ausdruck des 8. Mai als Tag des Sieges über den
Nazifaschismus ist. Weiter bildete die Aktion eine wichtige Grundlage
für weitere Mobilisierungen zum 11. Juni, an dem es die „Identitären“
nochmals wissen wollen und einen Demonstrationszug durch Ottakring
angekündigt haben.
Tod dem Faschismus, Freiheit dem Volk!
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